Gemeindechronik - Aus der Geschichte der Gemeinde Grosssteinbach

2018 - 100 Jahre Großhartmannsdorf und Kroisbach

Für eine detaillierte Chronik unserer Gemeinde können Sie eine von Anton Falk, Josef Kaufmann, Josef Spörk und Harald Stranzl verfasste Ortschronik in der Gemeinde oder in Eggler’s Kulinarium erwerben.

Die Dörfer Großsteinbach, Großhartmannsdorf und Kroisbach, die heute die Großgemeinde Großsteinbach bilden, existierten bereits zur Zeit der Babenberger im 12. Jahrhundert. Die älteste nachweisbare Nennung von Kroisbach und Großhartmannsdorf stellt die Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1218 dar. Ulrich von Stubenberg, der sich mit Herzog Leopold auf einem Kreuzzug in Syrien befindet, schenkt kurz vor seinem Tod seine Anteile an den Dörfern Kroisbach und Großhartmannsdorf dem Johanniterorden in Fürstenfeld. Die erste schriftliche Nennung von Großsteinbach findet sich im Reiner Stiftsurbar von 1395. Während sich die Bezeichnungen “Großsteinbach” (Stainpach) und “Kroisbach” (Chrebezbach = Krebsbach) auf die den Ort jeweils durchfließenden Bäche und deren Besonderheit beziehen, geht der Name “Großhartmannsdorf” (Hertwigestorf) auf den Gründer des Dorfes, einen gewissen Hartwig, zurück.

Alle Ortschaften sind bis 1848 mehreren Grundherrschaften dienstbar: Stubenberg, Malteserkommende Fürstenfeld, Feistritz, Schielleiten, Herberstein, Pfarrgült Waltersdorf. Historiker vermuten, dass sich bereits im 12. Jahrhundert eine romanische Kirche in Großsteinbach befand. Es ist zwar nicht beweisbar, aber doch naheliegend, dass die Kirche und die Pfarre Großsteinbach alte landesfürstliche Gründungen sind. Die Abhängigkeit von der Pfarre Waltersdorf stellt eine neuzeitliche Angelegenheit dar (Inkorporationsurkunde von 1534). Erstmals urkundlich genannt wird die “Stainpacher pfarr” im Jahre 1400.

Wie für viele andere Ortschaften der Oststeiermark brachten auch für die Dörfer der Gemeinde Großsteinbach die Einfälle aus Ungarn wiederholt große Verwüstungen und viel Leid für die Bevölkerung. 1418 wurden alle Ortschaften ausgeplündert und verwüstet. Das 15. Jahrhundert zählt überhaupt zu den schlimmsten Zeiten, die die Oststeiermark jemals erlebt hat. Die Adelsverschwörung um Andreas Baumkircher führte 1469 im Gebiet um Fürstenfeld zu Kampfhandlungen, die sich auf dem flachen Land fortsetzten und große Verwüstungen mit sich brachten. Im Katastrophenjahr 1480 kam es nicht nur zu erneuten Einfällen der Ungarn, sondern auch eine Heuschreckenplage und eine Pestepidemie drangsalierten die Bevölkerung. Während 1605 unsere Dörfer von ungarischen Aufständischen, den Hajduken, erneut überfallen und ausgeraubt wurden, blieben sie 1704 vom Einfall der Kuruzzen (von türk. kurudzi: Rebell) wie durch ein Wunder verschont. Als die Kuruzzen schon benachbarte Ortschaften plünderten und befürchtet werden musste, dass die Dörfer Großhartmannsdorf, Großsteinbach und Kroisbach dasselbe Schicksal ereilen würde, veranstaltete man von Großsteinbach aus eine Bittprozession zur Filialkirche Blaindorf. Die Kuruzzen zogen nicht nach Großsteinbach, sondern schlugen ihren Weg nach Nordosten ins Safental ein. Dieses Geschehen stellt ein mittlerweile bekannt gewordenes Votivbild in der Filialkirche in Blaindorf dar.

Das 1704 entstandene Votivbild (Bild links) zeigt Christus mit dem Kreuz und den hl. Florian, der seinen schützenden Wasserstrahl auf die Kirche Großsteinbach ergießt. Im Vordergrund sehen wir die Dörfer Großsteinbach mit Mühle, Kroisbach und Blaindorf, wohin eine große Schar Wallfahrer, aus dem Orte Großsteinbach kommend, pilgert. Im Hintergrund sind auf den umliegenden Bergen viele brennende Häuser und Ortschaften dargestellt, die dem verheerenden Kuruzzeneinfall vom 25. Juli 1704 zum Opfer gefallen sind.

Das Ende des 18. und der Anfang des 19. Jahrhunderts waren bestimmt von den Auswirkungen der Französischen Revolution und den Franzosenkriegen. Im Jahre 1805 marschierten die Franzosen von Hartberg kommend auch durch Großhartmannsdorf. In der Oststeiermark gab es nur 1809 vereinzelt Kämpfe, aber die Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation waren katastrophal, hielten die Franzosen doch die ganze Steiermark besetzt. Als sie abzogen, hinterließen sie ein ausgeblutetes Land. 1859 marschierten die österreichischen Truppen auf derselben Strecke nach Italien. Während viele mit den zeitweilig einquartierten Soldaten, die immer wieder für Zwischenfälle sorgten, keine Freude hatten, nützten andere diese Möglichkeit für ihre eigenen Zwecke, indem sie eigene Soldatenkammern einrichteten und vermieteten. In dieser Zeit entstand die Großhartmannsdorfer Flurbezeichnung “Reitschule”.

Seit Jahrhunderten und auch heute noch steht in allen drei Dörfern die Landwirtschaft im Mittelpunkt. Von alters her befassten sich die Bewohner mit Ackerbau und Viehzucht. Noch im 19. Jahrhundert spielten Pferdezucht, Wein- und Hopfenbau eine wichtige Rolle. Was das Handwerk betrifft, so schien in früherer Zeit jede Handwerksgattung auf. Die aus Amerika eingeschleppte Schildlaus und der Wegfall der Nachfrage beim Hopfen führten dazu, dass die Landwirte ihre Produktion umstellen mussten. Heute sind Mais-, Feldgemüsebau und Schweinemast die wesentlichen landwirtschaftlichen Einnahmequellen.

Zäsuren in der Geschichte unserer Dörfer stellen die beiden Weltkriege dar. Auf den Schlachtfeldern des Ersten und Zweiten Weltkrieges ließen 50 Großsteinbacher, 38 Kroisbacher und 37 Großhartmannsdorfer ihr Leben. Neben dem unermeßlichen Leid wegen des Verlustes geliebter Angehöriger hatten die Hinterbliebenen mit wirtschaftlicher Not zu kämpfen und mussten so manche Entbehrung auf sich nehmen. Nach dem Sturz des NS-Regimes, zu dessen Opfern auch Zivilpersonen zählten (Selbstmord des Großsteinbacher Arztes Dr. Karl Fuchs, Ermordung des Briefträgers Anton Jaindl durch die Gestapo), standen die ersten Jahrzehnte nach 1945 im Zeichen der Instandsetzung bzw. des Aufbaus einer funktionierenden Infrastruktur. Brückenbauten über die Feistritz, Dorfbachregulierungen, Wegebauten, die Grundzusammenlegung in Großhartmannsdorf, die Eröffnung eines Kindergartens in Großsteinbach und die Sanierung der Ortsdurchfahrten waren die wichtigsten Projekte.

Im Jahr 1968 erfolgte die Vereinigung der Katastralgemeinden Großsteinbach, Großhartmannsdorf und Kroisbach zur Großgemeinde Großsteinbach. Seit damals wurden zahlreiche Projekte verwirklicht. Im Bereich des Straßenbaus: Umfahrungen von Großsteinbach und Großhartmannsdorf, Ausbau der Sebersdorfer Straße, Asphaltierung des Gemeindewegenetzes.

Im agrarischen Bereich: Grundzusammenlegungen in Kroisbach und Großsteinbach. 1968 trat neben die seit 1790 bestehende Volksschule eine Hauptschule. Auf dem Bausektor sind in den letzten Jahrzehnten große Leistungen erbracht worden: Neubau der Volks- und Hauptschule (1972), der Rüsthäuser, Erneuerung der Ortsbeleuchtung, Errichtung eines Kulturhauses und einer Aufbahrungshalle, Renovierung der Dorfkapellen in Großhartmannsdorf und Kroisbach, Neubau des Pfarrkindergartens sowie mehrerer Sportanlagen (3 Tennisplätze, 2 Fußballplätze, Asphaltbahnen für die 3 Eisschützenvereine).

Ein Schwerpunkt der Kommunalpolitik war und ist die Bereitstellung von Bauflächen bzw. Errichtung von Siedlungshäusern für junge Familien. Im Gemeindegebiet herrscht seit Jahren eine rege Bautätigkeit, vor allem in Kroisbach und Großsteinbach. Die bedeutendste Investition auf dem Tourismussektor war Mitte der 80er Jahre der Ankauf eines Badeteiches mit Fischereimöglichkeit. Mittlerweile ist er zu einem Treffpunkt für Jung und Alt geworden. In den 90er Jahren wurde ein Abfallwirtschaftszentrum errichtet, die Kanalisierung aller Katastralgemeinden und die Erneuerung der Dorfplätze zum Abschluss gebracht sowie das Bestandschutzgebiet für die Schachblume beträchtlich ausgeweitet. In Kroisbach und Großhartmannsdorf konnten 1998 neu erbaute Rüsthäuser ihrer Bestimmung übergeben werden.

Im selben Jahr erschien ein viel beachtetes Heimatbuch, das alle hier kurz angesprochenen Entwicklungen detailliert beschreibt und mit reichhaltigem Bildmaterial ausgestattet ist. Es kann in der Gemeinde Großsteinbach bestellt werden.

Gemeindewappen - Das Gemeindewappen - Entstehung und Beschreibung

Das Wappen der Gemeinde Großsteinbach – In einem blauen Schild mit silbernem gezinnten und gequaderten Schildfuß eine von Silber und Rot geschachte schwebende Glockenblume – wurde am 18. September 1966 von der Steiermärkischen Landesregierung verliehen. Das Wappen symbolisiert das Vergangene und das Ewige.

Die Zinnenmauer nimmt Bezug auf einen Bericht im Herbersteiner Hand-Urbar (Grundbuch) von 1605, der besagt, daß im Gemeindegebiet einst ein Schlößl gestanden haben soll:

“Ein abgeördetes Hölzl liegt im Steinbach, genannte Hausgraben, herinnerhalb der Kirchn, da etwan ein Schlößl gestanden.”

Das Ewige wird durch die Schachblume dargestellt, eine seltene eiszeitliche Glockenblume, die streng geschützt ist und in der Steiermark nur im Gebiet von Großsteinbach vorkommt.